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What do you think? (4)

15. 10. 2007 // // Kategorie Randnotizen 2007

ich: ja, hi, jetzt ist der herbst auch noch fertig.

ein junger mann mit kopfhörern (nimmt die kopfhörer ab): entschuldige?

ich: ich sagte, der herbst ist ja jetzt zu allem übel auch noch zu ende.

ein junger mann ohne kopfhörer: yea, es ist verfickt kalt.

ich: das auch, ja, aber der herbst!

ein junger mann ohne kopfhörer: ist das irgendson witz? willst du mich verarschen? was soll das mikro?

ich: du hast den herbst verpasst? mein gott!

ein junger mann ohne kopfhörer: was ist dein problem?

ich: schau, hier ist das programm. wir machen ein spiel. ich zeig dir ein paar attraktive veranstaltungen. achte nicht auf die zahlen, die sind bloß da, um dich zu verwirren. und du sagst mir, zu welcher du am liebsten gegangen wärest, wenn du zum beispiel nicht in minneapolis, sondern in graz gewesen wärest.

ein junger mann ohne kopfhörer: ich glaub, ich hab keine zeit für so was.

ich: doch doch. also: hier, das klingt interessant: moskau-graz, zuneigung und entfremdung. das ist doch unser thema. minneapolis-graz, verbunden mit schock, wenn man nach zum beispiel dreißig jahren scheißarchitektur plötzlich vor so was wie dem grazer kunsthaus steht.

ein junger mann ohne kopfhörer: ist graz in der schweiz?

ich: ja, aber das ist nicht der punkt. schau mal hier: liebe in zeiten der telenovelas. bist du verliebt, und wenn nicht, interessieren dich telenovelas, und wenn nicht, warum nicht?

ein junger mann ohne kopfhörer: ich war mal snowboarden in der schweiz.

ich: im herbst?

ein junger mann ohne kopfhörer (setzt die kopfhörer auf):nee, im winter.

What do you think? (3)

10. 10. 2007 // // Kategorie Randnotizen 2007

ich: good morning.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit pute und trinkt evian: hi there.

ich: ist das pute?

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit pute und trinkt evian: nein, hühnchen.

ich: die salate hier sind schon ganz lecker.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: sie sagen es. ist das ding an?

ich: schon. ich wollte sie eigentlich schnell zwei sachen fragen, wenn das für sie okay ist, ein kleines interview für eine österreichische internetseite, genannt “scratched memorandum”.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: oh, österreich! ich war schon mal in österreich! setzen sie sich, setzen sie sich! mit meiner frau war ich in österreich, ein paar jahre ist das her, wir hatten eine gute zeit dort, servus! (lacht)

ich: ja, mensch, erstaunlich!

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: lassen sie mich kurz überlegen …

ich: kein problem, mach ich.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: … graz! so hieß die stadt! schon am flughafen haben wir festgestellt, das wasser hat in österreich eine viel bessere trinkqualität als bei uns in den vereinigten staaten.

ich: das wasser ist insgesamt enorm großartig, das unterschätzen viele leute überall auf der welt.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: wir waren in einem sehr schönen hotel untergebracht, kennen sie vielleicht, oldweenerhouf? oder war das in vienna? ich habe jedenfalls so viel wasser getrunken, dass mich das hotelpersonal damit aufgezogen hat! ach, das grazer wasser!

ich: das ist richtig, ich habe auch gehört, das wasser in graz sei unerreicht.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: sogar zum duschen! unter uns: meine haut hat sich nie davor und nie danach so gut angefühlt wie damals in graz. also, ich sage ihnen eins: wenn bush etwas klüger gewesen wäre, hätte er aufs öl geschissen und österreich besetzt.

ich: das ist natürlich reine spekulation.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: ich war sehr verliebt damals, wissen sie? meine frau, jennifer, und ich, wir haben in den weinbergen verrücktes angestellt. sie haben guten wein in graz, das kommt von dem guten wasser, und jennifer und ich haben in den weinbergen wein getrunken, das ist, als ob man hühnchen in einem hühnerkäfig isst. unsere liebe war gut und groß damals in graz und der umgebung.

ich: und jetzt? liebe ist alltag, 24 stunden am tag, sieben tage die woche?

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: das ist wie architektur, ja.

ich: was halten sie von der art wie sich grazer fassaden angucken?

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: wenn man nachts betrunken durch graz irrt, hat man hat das gefühl, man stört sie beim kuss, der gleich kommen muss.

ich: ich danke ihnen für das gespräch. servus.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: servus, my friend.

ich: servus.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: grüßen sie mir die moore und den regen, wenn sie mal wieder in graz sind.

ich: kann ich nicht machen, ich spreche ihre sprache nicht.

ein älterer gast des new york deli, er isst salat mit hühnchen und trinkt evian: sie witzeln, ja?

ich: es ist äußerst schwer, das wasser verstehen zu lernen.

What do you think? (2)

8. 10. 2007 // // Kategorie Randnotizen 2007

ich: hi.

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: hi.

ich: was tut dir leid?

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: kenne ich dich?

ich: es tut mir leid. ich bin saša. was tut dir leid?

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: okay, sasha, ich glaube nicht, dass ich mit dir darüber sprechen möchte, plus, ich glaube, dass ich gar nicht darüber sprechen möchte, augenscheinlich, denn sonst hätte ich es nicht auf das shirt drucken lassen, plus, ich glaube ganz unbedingt, dass ich nicht in ein mikro darüber sprechen möchte, ist das klar?

ich: gut. ja, gut, das ist wirklich alles nachzuvollziehen, das ist –

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: so, kann ich jetzt weiterlaufen?

ich: es ist eh gleich wieder rot, also vielleicht hast du zeit, ich hätte zwei-drei fragen, ich bin journalist, ich bin sehr berühmt und kriege preise.

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: aha, okay, gut für dich.

ich: ich weiß, es ist sehr nett.

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: du machst keine witze, richtig?

ich: doch, ach komm, natürlich. ich wollte dich bloß aufmuntern. du scheinst traurig. ganz als hättest du, ich weiß auch nicht, wie ich das sagen soll, als hättest du…

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: … einen grund, ein shirt zu tragen, auf dem “i’m sorry” steht?

ich: augenscheinlich.

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: well, sasha, lass mich dir etwas erzählen: ich hatte eine wirklich, wirklich beschissene woche. und heute, heute ist das mit dieser woche auch nicht viel besser. es beginnt gleich zu regnen, und der gleiche regen wird den kopf meines ex-freundes treffen und das macht mich irrsinnig traurig. ich unterhalte mich auf einer kreuzung und während mein puls rast, mit einem fremden, der mir keinen einzigen grund gibt, ihn nicht für völlig durchgeknallt zu halten, und wenn mich nicht alles täuscht, nimmt er das alles auch noch auf – meine traurigkeit, meinen frust, meine ungeduld. außerdem hat er einen ausländischen akzent, und das, ich will jetzt ganz ehrlich sein, macht mich ganz nervös. wie klingt das?

ich: weiß nicht, anhören werde ich es mir erst zuhause.

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: du raffst es wirklich nicht?

ich: schon, aber jetzt mal im ernst: was hältst du von dem beitrag „sos – state of sabotage”. inwiefern kann eine solche manifestation tatsächlich bestehende Systeme durch die aufhebung staatlich geregelter bodengüter und grenzziehungen unterwandern?

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: es ist grün. du machst mir angst.

ich: es tut mir leid.

eine junge frau, rotes t-shirt mit schwarzem “i’m sorry!”-schriftzug: bye.

ich: es war nicht so gemeint.

What do you think? (1)

3. 10. 2007 // // Kategorie Randnotizen 2007

ich: hi

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: hi

ich: wie gehts.

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: wie gehts.

ich: gut.

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: was hast du mit dem mikrofon vor?

ich: oh, ich mache ein interview, eine kleine sache, zu graz und zum steirischen herbst.

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: ist das sony?

ich: äh – yea, tatsächlich, sony, yea.

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: ich glaub, ich hab auch so eins, darf ich …?

ich: äh – klar.

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: das ist doch- ist das JE 520?

ich: mhm, habs erst vor kurzem gekauft. gutes teil.

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: yea, total gut! meiner ist blau, “flow blue” eigentlich. das finde ich … so optimistisch, weißt du? als farbe.

ich: es ist sowieso – ja, danke – es ist sowieso, ich finde es jedenfalls, richtig schön, wenn die farben noch so ein attribut haben.

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: ja! etwas völlig ungewöhnliches und verrücktes! wie, also, wie “ruby red” oder “royal blue”! musst du lieben, royal blue! (lacht)

ich: definitiv! und in österreich sagen wir “postgelb”!

eine studentin der university of iowa, schlabbertrainingshose mit gelbem “iowa”-schriftzug auf dem arsch: postgelb? wow, das ist faszinierend, wow.