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gestern Nacht im Wald
14. 10. 2015 // Anna Peschke // Kategorie Randnotizen 2015Ich habe den Mond an einem Baum aufgehängt
darunter stundenlang gegraben und Koffer mit blauen Kanten zu Tage geschafft.
Drei Waldgästen haben sich herangeschlichen:
Wie eventuelle Schatzkisten werden die Koffer von ihnen in Augenschein genommen
und beschnüffelt.
Sie wagen nicht, das weiße Laken zu heben.
Die beiden abgetrennten Hufe sind wie ein Warnsignal.
Der schuppige Flossenmensch lächelt kahl.
Ich sitze im Auto auf der Rückbank und beobachte alles.
Wo sind wir?
14. 10. 2015 // Anna Peschke // Kategorie Randnotizen 2015Ich bin auf der Suche nach meinem Zwillling
sie ist unter dem Erdboden,
hat ein geschwärztes Gesicht.
Die Erde unter meinen Fingernägeln
sind ein Näherkommen.
ich grabe immer tiefer,
bis ich in in einem kühlen Erdloch sitzen kann.
Dann lege ich den Kopf in den Nacken,
den Blick in die Sterne,
umschlinge mich mit meinen eigenen Armen.
Vielleicht sehe ich meinen eigenen Atem
in der kalten Nachtluft.
Manchmal tut es gut, den eigenen Atem zu sehen. Wenn man nicht in den geöffneten Mund
von jemand anderem hinein atmen kann.
Dort der Himmel, dort der Wachholder, dort die rauhen Bergspitzen.
Hier bin ich:
Hände schroff wie die Berge,
der Nacken ist kühl, das Hemdchen ist schmutzig,
wie aus Papier, alles zeichnet sich darauf ab.
Spuren von Schlamm, zerdrückte Pflanzen.
Ich könnte mir einen Kranz aus Blumen flechten.
Aber die Zeit der Kronen ist vorbei.
Unter der Baumrinde, unter der Erde: ein Spiegel
Darin die Wolken wie eine Schwesternsehnsucht.