Die kindliche Hirschkönigin

28. 8. 2015 // // Kategorie Randnotizen 2015

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Die kindliche Hirschkönigin konnte die menschliche Sprache sprechen, zog es aber vor zu schweigen. Statt zu sprechen sah sie mit ihren langen Wimpern auf die Welt und blickte zuweilen den Menschen in die Augen (die sich verirrt hatten), und die Menschen schauderte es (und sie wußten nicht, warum).

Die Hirschkönigin sah dieses Schaudern und bedauerte es, keine Arme zu haben, um diese kleinen Menschen zu umarmen. Sie blickte dann auf ihre langen, zierlichen Vorderläufe und die Menschen schlichen sich in diesem Moment meist fort (wobei sie den Atem anhielten).

Auch wenn die Hirschkönigin viele Untertanen hatte, war sie viel allein. Sie ging herum an Orten, so sie wußte, sie würde niemandem begegnen und ihre Schritte waren dergestalt, dass die Äste kaum knackten. Manchmal schnalzte sie dann mit der Zunge und blinzelte zwischen den Zweigen in die Sonne.